Die Aufgabe lautete: „Notieren Sie mindestens 20 Fähigkeiten, Gaben oder Fertigkeiten, auf die Sie stolz sein können!“ Die Teilnehmenden eines Kurses der lebensschule diskutierten bei der Auswertung der Aufgabe weniger über ihre Ergebnisse, vielmehr beschrieben sie ihre Mühe, sie in Verbindung mit „stolz“ zu bringen. Recht schnell bestand Einmütigkeit darüber, dass sich das Beschreiben von vermeintlich positiven Dingen mit dem negativ belegten Stolz verbietet.
Szenenwechsel. Der kleine Junge, erlebt im Kreise der Familie einen ganz besonderen Moment. Er lässt die Hand der Mutter los und geht die ersten selbständigen Schritte seines Lebens ohne jegliche fremde Hilfe. Voller Stolz genießt er den Applaus der Eltern.
Das Kleinkind hat nie zuvor die Gelegenheit gehabt sich über den vielseitig definierten Stolz zu informieren. Niemand hat ihm zuvor Stolzsein ge- oder verboten.
In der Bibel, dort im Alten Testament, wird man schnell fündig, wenn es um den Stolz geht. Anders, als in den einschlägigen Internetportalen wird hier ein stolzes Verhalten negativ bewertet.
Aus der unrühmlichen deutschen Geschichte und der damit einhergehenden Art, das Leben selbstherrlich und menschenverachtend, ausschließlich auf sich selbst bezogen zu sehen, fällt es heute vielen sehr schwer, Stolz als tugendhaftes Verhalten anzusehen.
Vielleicht ist es hilfreich, den Begriff Stolz einmal näher von den Wurzeln unserer Sprache her zu betrachten. Das Wort Stolz kommt im engeren Sinne nur im Deutschen und Niederländischen vor. Dabei wird das Adjektiv zwischen dem althochdeutschen und dem mittelniederdeutschen unterschiedlich, sowohl negativ als auch positiv gebraucht.
Der in der Bibel mit Stolz negativ wiedergegebene Sinn müsste eher mit dem Begriff Hochmut oder Überheblichkeit ausgedrückt werden. Deshalb kann Luther auch übersetzen, dass vor dem Fall eines Menschen sein Hochmut kommt.
Stolz ist und bleibt für uns eine Medaille mit zwei Seiten! Einerseits kann er sich durch innere Würde und Selbstachtung positiv, andererseits durch Überheblichkeit und Arroganz negativ äußern.
Die Äußerung, als Kind Gottes sich seiner Gegenwart, Führung und Unterstützung sicher zu sein, könnte im negativen Sinne eine stolze, überhebliche Sichtweise sein, weil man sich dabei selbst in den Mittelpunkt stellt.
Aus positiver Perspektive aber wäre es einfach eine dankbare Feststellung SEINES segensreichen Handelns.
Eine gesegnete Zeit